Als Pubertierende hatten wir für Kunstwerke, die sich uns nicht sofort und direkt erschlossen oder eine abseitige Darstellungsform als die konventionelle bevorzugten, einen lustigen Ausdruck: Schizoscheiße. Wir hielten diese Art von Künstlern für Bekloppte, ohne uns erklären zu können, weshalb sich die ganze Welt um sie riß. Die sogenannte zeitgenössische Musik oder die moderne Malerei fielen darunter. Später, reifer und in der Wahrnehmung der Kunst und des Künstlerischen differenzierter geworden, erkannten wir allmählich, daß es durchaus einen Sinn ergab, wenn die künstlerische Bearbeitung einer Emotion oder eines Sachverhaltes völlig anders und neu, sprich modern angegangen wird und dadurch ihren ganz eigenen Reiz entfaltet.
Viel, viel später und älter geworden, erkannten wir allerdings auch, daß es im Kunstbetrieb gewisse Erscheinungen gibt, die zwar modern und andersartig daherkommen, doch trotzdem nichts anderes als Schizoscheiße sind. Josef Beuys ist solch ein Beispiel, dessen “Werk” eine Art Kryptowissenschaft darstellt und den wohl selbst der Kunstsinnigste bis heute nicht mit Kunst in Verbindung bringen würde, wenn er nicht ahnte, daß ihn darauf eine Phalanx [der geschlossene Widerstand] von studierten Kunsthütern und –deutern umgehend als Banause und Ungebildeten der Lächerlichkeit preisgeben wird. Josef Beuys ist [entartete?] Kunst, und damit basta! Und wer das Gegenteil behauptet, weiß entweder nichts von der Materie oder ist gestrig, wenn nicht noch schlimmer.
Zwei Merkmale solcherlei “Künstler” sind von Interesse. Zum ersten ignorieren sie das Wesentliche der Kunst und “stellen nichts dar”. Weder transportieren sie mittels des Kunstwerks eine Emotion (bestenfalls eine befremdlich diffuse) noch weisen sie damit auf etwas hin noch vermitteln sie einen ästhetischen oder einfach nur die Sinne schmeichelnden Wert. Es ist so, als ob sich jemand einen Pappkarton überm Kopf stülpt und sagt: das ist Kunst! Und in der Tat mag es für ihn selbst so scheinen, aber eben nicht für den Kunstkonsumenten. Denn das ist auch das Wesentliche der Kunst, sie muß in jedem Falle als Kunst konsumierbar sein, sonst ist es keine Kunst, sondern Natur.
Dieser Umstand führt bei des-Kaisers-neue-Kleider-artigen “Künstlern” geradewegs zu ihrem zweiten hervorstechenden Merkmal, nämlich zu der bei den bildenden Künstlern eigentlich eher selten vorkommenden Eigenschaft der Eloquenz [Redekunst, Redegewandtheit]. Da ihr Zeug sich auf den ersten und zweiten und auch noch auf den dritten Blick sich als Rätsel gebiert, das keine Gefühle oder Erkenntnisse auslöst, muß dem Kunstgenießer dessen höherer Sinn erstmal lang und breit erklärt werden. Und das macht in solchen Fällen der Künstler selbst.
Nicht das Kunstwerk selbst sei so wichtig, sagt er dann, sondern das, was sich der Künstler dabei gedacht habe. Das Sich-dabei-was-denken sei sogar noch viel wichtiger als das Kunstwerk selbst, stimmen ihm nach einer Weile Berufsinterpretierer und Auf-den-Zugspringer des Geldes wegen zu. Nicht der durch das Kunstwerk auszulösende Kunstgenuß beim Pubikum erlangt also hierbei die zentrale Bedeutung, sondern die Gedanken darüber.
Demnach ist Beuys unansehnliche Filz- und Fettkacke gar nicht von Belang, die versteht und genießt eh keiner, und man steht davor stets wie der Ochs vorm Berg, sondern seine Kriegserinnerungen, die mit dieser Filz- und Fettkacke assoziiert sind. Fragt sich bloß, warum der Gute dann die nicht wie jeder nervige Weltkrieg-Zwo-Opa einfach in ein Diktaphon [etwas diktiertes, gesprochenes] gequakt hat und stattdessen deswegen erst ein Klavier mühselig mit Müll verpacken mußte. Vor kurzem ist übrigens herausgekommen, daß Beuysi diese Kriegserinnerungen frei erfunden hat. Er war ein 08/15-Nazisoldat, sonst gar nix. Sein Müll steht trotzdem in teuer mit Steuergeldern zu unterhaltenden Museen rum und läßt die Besucher zumindest in der Theorie den Atem anhalten.
In den letzten Jahren hat man mittels sich gegenseitigem Hochjazzens [glorifizieren, hochloben] einen neuen Beuys etabliert. Jonathan Meese heißt der Mann und sieht auf jedem Bild so aus, als hätte man ihm soeben die Zwangsjacke abgenommen. Daß Künstler mehr als ein bißchen verrückt sind, ist nicht nur ein bekanntes Klischee, sondern auch wahr. Aber der nonstop irre dreinblickende und nonstop ohne Punkt und Komma irren Blödsinn daherschwafelnde Meese sieht auch ein wenig wie ein Irrer aus, als könne er es gar nicht glauben, daß man ihm seinen verbalen, insbesondere jedoch seinen wie die Verheerungen eines explodierten Farbmischers im Baumarkt wirkenden Mist tatsächlich abkauft.
Meese hat immer einen überraschten Gesichtsausdruck. Zurecht. Denn weder ergeben seine “Bilder, Installationen, Performances und Aktionen” einen Sinn noch halten sie auf der handwerklichen Ebene den Anforderungen stand, die für Schüler einer 5. Klasse im Kunst- und Bastelunterricht gelten. Man versteht einfach nicht, was dieses Klogeschmiere und die ebenfalls mit abgedroschenen Klosprüchen bestückten Müllhaufen bedeuten sollen, geschweige denn daß man sie ästhetisch, intellektuell oder gar auf eine humoristische Weise auskosten könnte.
Aber weil Jonathan Meese trotz seines Irreseins mitnichten doof ist und das weiß, greift er zu einem bei dieser speziellen Scharlatanerie sehr beliebten Trick. Es gibt keine öffentliche Aufnahmen des Genies, in dem es sein Werk auf den Betrachter einfach in Ruhe wirken läßt. Nein, in einem nimmer endenden wollenden Wortschwall erklärt, interpretiert, etikettiert, vergleicht, lobt, überhebt und bejubelt Meese noch das primitivste Strichmännchen, das er gekritzelt hat, so daß man (vor allem der Filmer) sich von vornherein quasi in einem Käfig aus Schlagworten befindet und nicht mehr dazu kommt, sich eigene Gedanken zu der Sache zu machen.
Der Künstler ist sein eigener Kunstkritiker. In jedem zweiten Satz verwendet er zudem das Wort Kunst [bzw. „Hitler“] und impliziert mit dem Nachdruck einer Penetration, daß der Scheiß, den er sich da in drei Minuten ohne Sinn und Verstand zusammengeschissen hat, als hohe Kunst zu gelten habe und er selber als ein Wahnsinnskünstler. Man mag über Jackson Pollock[amerikanischer Maler] denken, was man mag, doch gibt es meines Wissens kein einziges Dokument von dem Mann, in dem er vom Künstler und der Kunst im Zusammenhang mit sich und seinen Bildern spricht. Bescheidenheit ist eine Zier.
Meese verwendet einen weiteren Trick, sozusagen einen Code, der augenzwinkernd vor allem dem doofen deutschen Journalisten und Kunstkritiker bedeuten soll, daß er von der Gesinnung her wie sie tickt, nur eben in “verrückt künstlerischer” Manier. In Wikipedia ist Folgendes vermerkt: “Auf dem ausrangierten musealen Bug des Kreuzers Puglia im Garten des Vittoriale degli italiani in Gardone Riviera in Italien präsentierte Meese vom 6. Juni bis 5. Juli 2009 die Installation `AHAB sagt: MOBY DICK ist KEINE DEMOKRATIE, ALLE DEMOKRATEN sitzen bald NICHT MEHR in einem BOOT (Schlachtschiff der KUNST sinkt nimmer)´.
Leitmotiv ist dabei der Schriftsteller Gabriele D’Annunzio, einer der Mentoren [Lehrer, Berater] Benito Mussolinis und Leitfigur für den italienischen Faschismus, der [das Schiff] die Puglia 1923 von der italienischen Marine als Geschenk erhielt. Von der Brücke der ehemaligen Kommandozentrale erklärte Meese in der am 5. Juni 2009 aufgezeichneten Radioperformance `DON LOLLYTADZIOZ Metabolismys stinkt nicht (PUPS)´ dem Beispiel D’Annunzios folgend, mit einer Diktatur der Kunst auf Sendung zu gehen.”
Klar, Schizoscheiße. Man muß den Text mehrmals lesen, damit man ihn einigermaßen versteht. Aber auch wenn man es nicht tut, ist für deutsche Medienschaffende, die Meese bei jeder sich bietenden Gelegenheit als Jahrhundertgenie hochschreiben, ihr Pfui- und Lieblingswort sofort ins Auge stechend: Faschismus. Da dieses Land [Deutschland] wie allseits bekannt unmittelbar vor der Machtergreifung durch den Faschismus im Schulterschluß mit den Neocons [Neokonservativen] steht, geriert sich der Künstler als der Rufer in der Wüste, der die Heilung durch seine Gar-nicht-erst-Malen-lernen-Kunst propagiert. Ein Held, wenn nicht sogar ein Prophet. In Wahrheit der abgedroschene Kampf-gegen-rechts-Kack as usual [wie üblich, wie gewohnt].
Stets schmiert Meese irgendwelche Hakenkreuze, das Wort Nazi, Naziembleme (sehr unbeholfen), Adolfartiges, tötende Soldaten usw. auf seine Primitivstbildchen. Das ist etwa so provokativ wie wenn man in einem Puff seinen Schwanz aus der Hose rausholt. Und er zeigt gerne und bei jeder sich bietenden Gelegenheit den Hitlergruß, sozusagen ein pseudokünstlerisches Äquivalent zur Onanie. Das wäre ihm unlängst zum Verhängnis geworden – wenn man es nicht besser wüßte.
Irgendein Vollidiot hat ihn deswegen angezeigt, wo doch die gesamte linke Schickeria genau weiß, wie diese vor Verwesung stinkende Geste, die inzwischen in Wahrheit nicht einmal den korrektesten Gutmenschen schockt, interpretiert zu sein hat. Nämlich folgendermaßen: Mit dem zum Hitlergruß erhobenen Arm verspotte ich, der furchtloseste Künstlerdarsteller der Welt, alle Nazis in diesem Land, also sämtliche deutschstämmigen Einwohner, außer natürlich meine Saufkumpanen von “Aspekte”, “Kulturzeit” “Titel Thesen Temperamente”, überhaupt die ganze Öffentlich Rechtliche Bande, die mich bei meinem Kasperletheater immer geflissentlich abfilmen und geifernd und mit Gratismut sich bei dem Gedanken einen runterholen, daß “wir” es den Spießern wieder mal gezeigt haben.
Daß in Wirklichkeit ich [Meese & seine Saufkumpanen] der Spießer bin, der in einer lückenlos vergrünisierten und versozialisierten Öffentlichkeit abgestandenem Bürgerschreck- und Geniegetue von vor 60 Jahren nachhängt und nix, aber auch gar nichts riskiert, wenn ich den ach so forschen Hofnarren gebe, kommt diesen Deppen nicht in den Sinn. Aber mir soll’s recht sein. Natürlich wurde die Klage abgeschmettert. Was denn auch sonst bei solch einem offenkundigen Meine-es-ganz-anders,-nämlich-total-links-Show?
Damit wir uns nicht mißverstehen, der Kunsthandel ist ein schillernder Zirkus, war es schon immer gewesen, und die Genies kommen und gehen, werden erwählt und wieder fallen gelassen, und es braucht auch gehöriges Glück und günstige Umstände, um einmal ganz oben zu stehen. Zudem kann sich jeder Dorftrottel ein Künstler nennen, und das ist auch völlig legitim, weil immer noch kein Kunstometer erfunden worden ist, der wahre Kunst von des Kaisers neuen Kleidern auszusortieren vermag.
Allerdings wird ein nicht unbeträchtlicher Teil dieser “Bilder, Installationen, Performances und Aktionen” vom Staat gekauft bzw. finanziert. Hart verdientes Geld vom Steuerzahler in beträchtlicher Millionenhöhe fließen für eine Ware, deren Wert spekulativ ist und vom aktuellen Zeitgeist bestimmt wird. Komme man mir also nicht mit (automatischer) Wertsteigerung. Der Fundus eines jeden Museums ist brechend voll mit dem modischen Schwachsinn, den der Staat seinerzeit teuer eingekauft hat, den man jedoch heutzutage niemandem mehr zumuten kann, geschweige verscherbeln.
Ich kann mir jedenfalls kaum vorstellen, daß in dreißig Jahren Schulklassen vor dem auf die Leinwand Gerotzten und den Nazi-Nazi-Abfallhaufen von Jonathan Meese stehen und vor lauter Kunstgenuß in die Hose strudeln werden. Vielleicht ein paar Pensionierte vom Öffentlich Rechtlichen Rundfunk, welche alterweise geworden, in sich hineinflüstern könnten: Mann, war das in Wahrheit eine Schizoscheiße!
Quelle: Schizoscheiße
Meine Meinung:
Trotz Schizoscheiße, irgendwie hat's doch was. Ich mag diesen verrückten Meese, wenn ich auch auf seinen linken Schizokack verzichten kann. Und wer so tolle Bilder malt, darf bei seinen Auftritten auch ruhig einmal als Gesamtkunstwerk den Meese spielen. Ich jedenfalls mag den Meese und ich mag den Pirincci und mancher Literaturkritiker bezeichnet die Schreibe von Akif Pirincci vielleicht sogar als Neocon-Schizoscheiße, wenn nicht gar als Nazi... Wie dem auch sei, wir können damit leben und freuen uns über jedes neue Bild, über jeden neuen Text. Ich mag die Künstler und ich liebe die verrückten und fantasievollen Bilder von Jonathan Meese und ich liebe die Ehrlichkeit und den Mut von Akif Pirinnci.
Und ich mag die Auftritte von Jonathan Meese. Irgendwie haben sie etwas herrlich Verrücktes und Erfrischendes an sich. Im Gerichtssaal sah er allerdings eher wie ein kleines armes und unscheinbares Würstchen aus. Kein großes Kino, nicht Meese der Clown, der Hofnarr, der Popstar, sondern Meese-0815, kleines dickes Meese, so, wie du und ich.
Video: Akif Pirincci - Folge 11 - Welttag der Muschi
Der 8.8.2013 war der internationale Welttag der Katze – und des weiblichen Orgasmus! Messias fordert: Finde die Gemeinsamkeit.
Video: Akif Pirincci - Folge 11 - Gedenktage (06:17) ++ weitere Videos
Siehe auch:
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