Martin Lichtmesz: Das Heerlager der Heiligen - Teil 1/2
Ich habe Das Heerlager der Heiligen (meine Neuübersetzung wird ja deutlich umfangreicher als gedacht) zum ersten Mal vor zehn Jahren gelesen. Schon damals wies Lorenz Jäger in der FAZ auf die „prophetische“ Kraft des Romans hin. Das gilt heute mehr als je zuvor; was wir in den letzten beiden Jahrzehnten an Immigrationsströmen erlebt haben war nur eine Vorhut, und was wir jetzt erleben, ist erst der Anfang.
Vor allem die Reaktionen der westlichen Politiker, Kirchen, NGOs, Journalisten hat Raspail derart treffend karikiert, daß die Wirklichkeit inzwischen das Buch zu imitieren scheint. Wohlgemerkt ist das „Heerlager“ vor allem eine Satire, die häufig zum Mittel der Überspitzung und Übertreibung greift.
Auch ist die Handlung als Parabel und nicht als realistische Schilderung zu verstehen. Die „Armada der letzten Chance“, eine Million verhungernder Inder, die auf Europa zusteuern und dort mit einer messianischen Inbrunst erwartet werden, ist eine Metapher für einen Vorgang, der im Roman zwei Monate dauert, der sich aber in Wirklichkeit über Jahrzehnte erstreckt. Die „Inder“ sind symbolische „Stand-Ins“ für die verarmten Menschenfluten aus der „Dritten Welt“ schlechthin.
Ein besonderer Reiz des Romans liegt in dem Umstand, daß er ein Geschehen der heutigen Zeit schildert, als würde es in den Siebziger Jahren stattfinden. Wir befinden uns in einer Welt, in der die Massenmedien zwar eine enorme Rolle spielen, in der aber das Radio noch eine wichtigere Funktion hat als das Fernsehen und in der es kein Internet gibt – eine technische Entwicklung, die unser alltägliches Leben erheblich beeinflußt hat.
Auch die auftretenden Personen sind unzweifelhaft Personal ungefähr aus der Entstehungszeit des Buches, 1973: die links-libertären Intellektuellen, die Popstars, die Fernseh- und Radiomoderatoren, die post-gaullistischen Politiker etwa. Häufig wird Bezug auf damals recht aktuelle politische Ereignisse genommen. Das nationale Trauma des Abstiegs Frankreichs als Kolonialmacht ist stark präsent: immerhin lag das Ende des Algerienkriegs erst gute zehn Jahre zurück.
Das bedeutet, daß die Prophetie Raspails für heutige Leser einem gewissen Verfremdungseffekt unterliegt. Ähnlich erinnert die Atmosphäre in Orwells „1984″ eher an die Nachkriegszeit der Vierziger und das totalitäre Jahrzehnt der Dreißiger Jahre. Oft meint man, die Gesichter, Frisuren, Kleider, Autos und Schnurrbärte dieser Zeit vor sich zu sehen. Raspail hat seine Zeit „zur Kenntlichkeit entstellt“, mit einem makaber-grotesken Humor, voller Fantasie und Ironie. Manche Szenen aus dem geschilderten Humanitätskarneval wirken, als kämen sie direkt aus einem Fellini-Film. Der Humor hat mich teilweise an René Goscinny erinnert, freilich um einen ordentlichen Zacken böser und abgründiger.
Man erkennt dabei deutlich die Linien des Zerfalls, die von 1968 bis heute führen. Das Vokabular hat sich geändert, aber bestimmte Mentalitäten und Ideen sind gleich geblieben. In meiner Neubearbeitung habe ich die Sprache der Protagonisten stellenweise vorsichtig der heutigen angeglichen. Die „bien-pensants“, gegen die schon ein Bernanos in den Dreißiger Jahren polemisierte, sind im wesentlichen die „politisch Korrekten“ von heute, und als solche habe ich sie bezeichnet, wenn es paßte. Die „belles consciences“ (die „schönen“ bzw. „guten Gewissen“) bei Raspail firmieren in meiner Fassung als „Gutmenschen“ oder „Moralapostel“.
Ingesamt fällt auf, daß sich selbst die übelsten Demagogen bei Raspail immer noch schöner, gewählter und auch pathetischer ausdrücken als ihre heutigen Pendants; die Infantilisierung und Vulgarisierung der heutigen politischen Sprache konnte nicht einmal er sich vorstellen. Wobei ich nicht beurteilen kann, ob die Lage in Frankreich heute ebenso schlimm ist wie im „bunten“ Deutschland.
Raspail schildert eine kindisch, leichtfertig und sentimental gewordene „Spaßgesellschaft“, die nicht mehr fähig ist, den „Ernstfall“ zu denken und dadurch ihr Ende besiegelt. Sie ist aber auch zerfressen von Sinnentleerung, Müdigkeit, Neurosen und Selbsthaß. Wie Günter Maschke 1997 in einem Interview sagte: “Die Genußsucht wird mit Zerknirschung bezahlt“. Vor allem aber sieht der Autor in ihr eine dekadente Form der Religiosität am Werk, die sich selbst nicht als solche erkennt.
Das ist ein ganz wichtiger Punkt. Man kann den Wahnsinn, der den Westen etwa in Form von Multikulturalismus, „Gender“-, und Selbstabschaffungspolitik befallen hat, nur dann verstehen, wenn man ihn als pseudoreligiöses Phänomen begreift – ein Grund, weshalb rationale Argumente dagegen ohnmächtig sind. Raspail lokalisiert an der Wurzel dieser Entwicklung eine Mischung aus Ressentiment, Regression und einem säkularisierten, utopischen Messianismus.
Dieser Gedanke hat mein eigenes Buch „Kann nur ein Gott uns retten?“ enorm beeinflußt.
Besonders böse zeichnet Raspail die Rolle der Kirchen. Sowohl die katholische als auch die evangelische Kirche bilden in seinem Buch die Speerspitzen linksradikaler Zersetzung und westlicher Selbstaufgabe. Raspail schrieb unter dem unmittelbaren Eindruck des Zweiten Vatikanischen Konzils; in der später revidierten Erstausgabe des Romans ist sogar von einem fiktiven dritten Konzil die Rede, das den Linksruck der Kirchen vollendet hat. Der vorkonziliare Katholik Raspail sieht darin unmißverständlich eine antichristliche Tendenz, im weiteren ebenso wie im engeren, eschatologischen Sinn.
Einer der eindrucksvollsten Aspekte des Romans ist die Darstellung der zerrüttenden Wirkung der Massenkultur und der totalen Gehirnwäsche und Gefühlsmanipulation, zu der sie imstande ist. Die Masse und ihre auflösende, alle Kultur und Vernunft zerstörende Macht ist überhaupt ein zentrales Thema in „Heerlager der Heiligen“; ja, man möchte fast glauben, daß Raspail Canettis „Masse und Macht“ gründlich studiert hat.
So erscheint auch nicht die Einwanderung als Problem per se: die große, stetig wachsende Zahl der Einwanderer es, die eine überbeanspruchte Zivilisation zum Kollaps bringt. Allerdings kommt die ungleich größere Gefahr durch die Verwesung von innen, und das zeigt der Autor ganz unmißverständlich und mit historischem Weitblick drastisch auf.
Wenn wir schon bei Querveweisen sind: natürlich gibt es auch starke, zum Teil verblüffende Bezüge zwischen dem „Heerlager der Heiligen“ und Michel Houellebecqs aktuellen Roman „Unterwerfung“. Thorsten Hinz bemerkte in derJungen Freiheit zu Recht, daß man die Romane Raspails und Houellebecqs „komplementär“ lesen müsse, um die Krise der heutigen Zeit zu verstehen.
Martin Lichtmesz: Das Heerlager der Heiligen: Teil 1/2 (sezession.de)
Martin Lichtmesz: Das Heerlager der Heiligen: Teil 2/2 (sezession.de)
Quelle: Martin Lichtmesz: Das Heerlager der Heiligen (Werkstatt 2) (sezession.de)
Karlheinz Weissmann: Heerlager der Heiligen - Den letzten Ausweg suchen
„Heerlager der Heiligen“: Fast vierzig Jahre nach Erscheinen debattiert Frankreich über ein visionäres Buch.
Dieser Tage hat die Neuausgabe des französischen Originals von Jean Raspails Buch „Das Heerlager der Heiligen“ für einiges Aufsehen gesorgt. Ursache sind die Ereignisse in Nordafrika, das Bersten des Cordon sanitaire [europäischen Schutzwalls] an der Flanke Europas, der Ansturm der Flüchtlinge auf Lampedusa. Der Verfasser selbst hat diesen aktuellen Bezug betont, mit einem neuen Vorwort, in dem es um „Big Other“ geht, eine deutliche Anspielung auf Orwells Big Brother.
Aber gemeint ist hier nicht ein tyrannischer Einzelner mit allmächtigem Apparat, der Gedanken und Äußerungen kontrolliert, sondern die eher diffuse, gleichwohl wirksame Macht der Meinungseliten, die in Medien und Politik, unter Kirchenmännern und Wirtschaftsführern, in Parteien und Gewerkschaften, Sorge tragen für das, was Raspail die „Sakralisierung [Vergöttlichung, Vergötterung] des Fremden“, vielleicht sollte man sagen: die „Vergötzung des Fremden“, nennt.
Jenes Ideologem, das uns unfähig macht, der Bedrohung entgegenzutreten, eigentlich die Bedrohung überhaupt als solche zu verstehen. Die Neigung, das zum Maßstab zu machen, was unserer kulturellen Überlieferung widerspricht, führt Raspail auf die masochistischen Neigungen der europäischen Intelligenz, die demoralisierende Wirkung des postkolonialen Diskurses und auf eine Perversion der christlichen Nächstenliebe zurück.
Diesen Zusammenhang stellt auch sein Roman ins Zentrum. Dessen eigentümlicher Titel geht zurück auf eine Stelle im Kapitel 20 der Offenbarung des Johannes, wo es über das Ende der Zeit heißt, daß da die Völker Gog und Magog von den Enden der Erde herbeikommen, „deren Zahl ist wie der Sand am Meer. Und sie stiegen herauf auf die Ebenen der Erde und umringten das Heerlager der Heiligen und die geliebte Stadt.“ Zwar hat Raspail seit dem ersten Erscheinen seines Buches fast neunzig Prozesse führen müssen, aber bemerkenswerterweise ist bisher nicht zum Skandal gemacht worden, daß das Abendland hier mit der Gottesstadt gleichgesetzt und im übrigen deren Rettung durch Himmelsfeuer angekündigt wird.
Man kann diese Lücke in der Argumentation seiner Gegner unschwer mit der fortschreitenden Säkularisierung erklären, die Raspail ebenso suspekt ist wie fast alle anderen Erscheinungen der Moderne. Er hat sich verschiedentlich als Mann der Rechten und als Royalist bezeichnet, aber diese Bekenntnisse haben bei ihm einen Zug ins Prinzipielle und sind nicht als Parteinahme im unmittelbaren Sinn zu verstehen. Das Königtum und der Glaube sind für ihn „edle“ Ideen, ein notwendiges Antidot [Gegenmittel, Gegengift?], um sich in der miserablen Gegenwart seelisch gesund zu erhalten. Im übrigen will Raspail sein schriftstellerisches Werk ausdrücklich nicht als Mittel des politischen Engagements verstanden wissen.
Als „Le Camp des Saints“ [Das Heerlager der Heiligen] zuerst 1973 veröffentlicht wurde, stand Raspail schon am Ende seines fünften Lebensjahrzehnts. Seine Bücher hatten bis dahin nur begrenzten Erfolg. Immerhin besaß er einen Namen als Expeditionsleiter in entlegene Regionen und als Reiseschriftsteller. Der Arktis und den fremden Kulturen Amerikas und der Karibik galt immer seine Liebe. Ein Buch über den Untergang der Feuerlandindianer gehört zu den wenigen, die auch ins Deutsche übersetzt wurden.
Überraschend war an der Veröffentlichung des „Heerlagers“, daß Raspail hier – wenngleich in einer Parabel – auch die europäische als eine bedrohte Welt behandelte. Denn es geht um die Invasion asiatischer Massen, die den alten Kontinent überfluten, dessen Völker ausgedünnt und demoralisiert, von ihren Führern im Stich gelassen werden.
Die Intelligenz hat alle Tradition zersetzt und die Auffassung etabliert, daß Selbstbehauptung unmoralisch ist, die Geistlichen glauben längst nicht mehr an die Wahrheit der alten Lehre und predigen Indifferenz [Vielfalt?] oder eine als Nächstenliebe getarnte Sentimentalität, die Wirtschaft ist allein auf Gewinnmaximierung aus und schert sich nicht um das Gemeinwohl. Die Politiker sind korrupt, und den Soldaten hat man alle Möglichkeiten genommen, auf ihren Dienst stolz zu sein und ihr Leben für die Nation zu wagen. Längst sind die Vorhuten der Invasoren im Land, haben Brückenköpfe errichtet und Verbündete gesucht und gefunden und den Tag vorbereitet, an dem Europa untergehen soll.
Dazu kommt es, weil die Auswirkungen der großen Wanderung nur allmählich sichtbar werden. Es handelt sich eben nicht um bewaffnete Invasoren, sondern um die Verdammten dieser Erde, deren schiere Zahl und deren Elend überwältigend wirkt, weil es Gefühle des Mitleids weckt, die den Widerstand erschweren. Schließlich kommen alle Abwehrversuche zu spät, Südfrankreich wird vor den Massen der Eindringlinge geräumt, und man kann sich unschwer ausmalen, was in der Folgezeit geschieht. „Das Heerlager der Heiligen“ war ein außerordentlicher Erfolg, bis heute sind mehr als eine Million Exemplare verkauft. Das ist um so erstaunlicher, als der Band nur von den Blättern der Rechten positiv besprochen, von den bürgerlichen verhalten kommentierend, von denen der Linken aber gar nicht zur Kenntnis genommen wurde.
Freilich gab es massive Attacken auf Raspail; die tonangebenden Kreise der Französischen Republik (allen voran der einflußreiche Max Gallo [französischer Schriftsteller, Historiker, Politiker, Sozialist]) sahen in ihm selbstverständlich einen „Reaktionär“ und „Rassisten“. Allerdings bot sein rasch wachsendes literarisches Renommee – Raspail erhielt 1981 den Romanpreis der Académie Française – und die Tatsache, daß das „Heerlager“ erschienen war, bevor die Menge der Antidiskriminierungsgesetze erlassen wurde, auch einen Schutz: eine rückwirkende Sanktionierung ist nicht möglich, am Wortlaut mußte bis heute kein Buchstabe verändert werden.
Selbstverständlich weiß Raspail, daß ihm die Entwicklung recht gibt. Er selbst sah sich schon 2005 durch die Aufstände in den Banlieues zu einer entsprechenden Stellungnahme veranlaßt. In einem langen Leserbrief an den Figaro äußerte er damals seine Verwunderung darüber, daß noch jemand verwundert sei: über die Eskalation des Prozesses, das Phlegma der Europäer und die Unfähigkeit ihrer Eliten.
Hoffnung auf einen Wandel zum Besseren habe er aber nicht mehr, schrieb er, und er wolle auch nicht mehr zur Feder greifen, um literarisch eine Alternative zu gestalten. Immerhin deutete er an, wie so etwas aussehen könnte. Es müsse, so Raspail, in Zukunft ein junger Autor den Mut finden, die ungeschehene Geschichte jener Reconquista zu schreiben, zu der die resteuropäische Bevölkerung irgendwann in den kommenden Jahrhunderten antrete.
Auch wenn Raspail das Buch über die Rückeroberung nicht schreiben will, ist seine Entschlossenheit geblieben, gegen die große Lüge zu kämpfen. Darunter versteht er nicht nur jenes lähmende Wertesystem, das die Geistesfreiheit tötet und die Selbstverteidigung unmöglich macht, sondern auch die strukturelle Verlogenheit der tonangebenden Kreise wie der vielen, die zwar nach außen politisch korrekt, aber unter vier Augen ganz anders reden.
Zudem nimmt er einen gewissen Stimmungswandel wahr, angesichts der unbestreitbaren Tatsache, daß bis 2050 der Prozeß, dessen Anfang er im „Heerlager“ beschrieben hat, an sein Ende kommen wird, die „Mestizisierung“ [Ausrottung] der „weißen Völker“ Europas, das Ende ihrer ethnischen Identität und ihrer in zweitausend Jahren geschaffenen Kultur, zum letzten, daß er als alter Mann nichts mehr zu fürchten hat und jene Wahrheiten aussprechen darf, die sonst einer Verschwörung des Schweigens zum Opfer fallen.
Als seinen Leitspruch hat Raspail einmal formuliert: „Wenn man für eine (fast) verlorene Sache steht, dann muß man ins Horn stoßen, sich auf sein Pferd schwingen und den letzten Ausweg suchen, denn sonst stirbt man an jämmerlicher Altersschwäche auf dem Boden einer vergessenen Festung, die niemand mehr belagert, weil das Leben sie verlassen hat.“
Mehr über Jean Raspail lesen Sie unter www.jungefreiheit.de
Das Buch: wieder lieferbar[?]
Der Zustrom von Flüchtlingen aus Afrika in Richtung Europa hat offenbar wieder ein verstärktes Interesse an Raspails fast vier Jahrzehnte altem Roman geweckt. Jedenfalls war das „Heerlager der Heiligen“, dessen deutsche Übersetzung (erstmals 1985) im Hohenrain-Verlag erschienen ist, für einige Zeit ausverkauft.
Nachdem im Laufe eines Jahres verschiedene Zeitungen, darunter die JUNGE FREIHEIT und die Frankfurter Allgemeine Zeitung, das Buch erwähnt hatten, war die Nachfrage „sehr deutlich bemerkbar“ in die Höhe geschnellt, teilte Claude Michel, Produktionsleiter bei Hohenrain, einem Tochterunternehmen des Tübinger Grabert Verlags, auf Anfrage dieser Zeitung mit. Nun ist der Roman wieder lieferbar; der Neudruck enthält allerdings nicht das aktuelle Vorwort, welches Raspail jetzt unter dem Titel „Big Other“ der französischen Neuauflage vorangestellt hat. Ob eine deutsche Übersetzung erscheinen wird, ließ Michel offen.
Das „Heerlager der Heiligen“ kann im JF-Buchdienst bestellt werden.
Jean Raspail: Das Heerlager der Heiligen. Eine Vision. Hohenrain Verlag, Tübingen 1985, brosch., 272 Seiten, 17,80 Euro
Der Inhalt: Europa hat kapituliert
Hungernde Inder haben eine Flotte maroder alter Schiffe geentert, um in der westlichen Wohlstandshemisphäre der Not ihrer Heimat zu entgehen.
Mit Absicht hat Jean Raspail die in seinem visionären Roman nach Europa strömenden Massen nicht vom anderen Ufer des Mittelmeeres, sondern vom Ganges aufbrechen lassen. Damit wollte er die virulente europäische Debatte um Rassismus und Antirassismus umgehen, auf die er sich sonst hätte einlassen müssen.
Nach einer vierzigtägigen Passage – und nachdem sich Staaten wie etwa Südafrika einer Anlandung recht robust widersetzen – steuert die „Armada der letzten Chance“ auf die französische Mittelmeerküste zu. Ihr Herannahen hat unter der Bevölkerung Südfrankreichs eine Panik ausgelöst: Die Menschen verlassen ihren Besitz und setzen sich gen Norden ab. Zum Schutz entsendet der Präsident die Armee in die entvölkerten Gebiete, doch ein großer Teil der mobilisierten Soldaten desertiert.
Nur zögerlich erteilt der Oberbefehlshaber der Grande Nation schließlich einem Kavallerie-Oberst den Befehl, sich der knapp eine Million zählenden Eindringlinge auch mit militärischen Mitteln zu erwehren, während eben noch in den Oberschulen des Landes eine Aussprache über Rassismus stattfand. Doch in Raspails bisweilen grotesk dargestellter Apokalypse sind die glühendsten Verfechter des Multikulturalismus auch die ersten Opfer des Ansturms der Armada.
„Sie nennen es Nächstenliebe, Solidarität, Weltgewissen, aber wenn ich Sie anschaue, sehe ich in jedem von Ihnen nur Selbstverachtung und Verachtung dessen, was Sie vertreten“, wird einigen Vertretern der gutmenschlichen Intelligenz entgegengeschleudert. Sie repräsentieren das kapitulierende Europa, in dem der Papst den Besitz der Kirche für humanitäre Zwecke veräußerte und in dessen Metropolen man der islamischen Gemeinde Kirchen schenkte.
Quelle: Karlheinz Weissmann: Heerlager der Heiligen - Den letzten Ausweg suchen
Siehe auch:
Michael Klonovsky: Windräder - Zerstörung wie durch Bombenterror
Prof. Soeren Kern: Großbritannien April 2015: Terroristen & Kinderprostitution
Gender-Beauftragte an Londoner Uni: “Tötet alle weißen Männer”
Heinz Buschkowsky: Muslimische Einwanderer sind Träger des Judenhasses
Erlebnisbericht von der ersten Pegida in Stuttgart
Björn Höcke (AfD): Deutsche dürfen stolz auf sich sein
Dirk Schümer: Europa muss eine Festung bleiben
Ich habe Das Heerlager der Heiligen (meine Neuübersetzung wird ja deutlich umfangreicher als gedacht) zum ersten Mal vor zehn Jahren gelesen. Schon damals wies Lorenz Jäger in der FAZ auf die „prophetische“ Kraft des Romans hin. Das gilt heute mehr als je zuvor; was wir in den letzten beiden Jahrzehnten an Immigrationsströmen erlebt haben war nur eine Vorhut, und was wir jetzt erleben, ist erst der Anfang.
Vor allem die Reaktionen der westlichen Politiker, Kirchen, NGOs, Journalisten hat Raspail derart treffend karikiert, daß die Wirklichkeit inzwischen das Buch zu imitieren scheint. Wohlgemerkt ist das „Heerlager“ vor allem eine Satire, die häufig zum Mittel der Überspitzung und Übertreibung greift.
Auch ist die Handlung als Parabel und nicht als realistische Schilderung zu verstehen. Die „Armada der letzten Chance“, eine Million verhungernder Inder, die auf Europa zusteuern und dort mit einer messianischen Inbrunst erwartet werden, ist eine Metapher für einen Vorgang, der im Roman zwei Monate dauert, der sich aber in Wirklichkeit über Jahrzehnte erstreckt. Die „Inder“ sind symbolische „Stand-Ins“ für die verarmten Menschenfluten aus der „Dritten Welt“ schlechthin.
Ein besonderer Reiz des Romans liegt in dem Umstand, daß er ein Geschehen der heutigen Zeit schildert, als würde es in den Siebziger Jahren stattfinden. Wir befinden uns in einer Welt, in der die Massenmedien zwar eine enorme Rolle spielen, in der aber das Radio noch eine wichtigere Funktion hat als das Fernsehen und in der es kein Internet gibt – eine technische Entwicklung, die unser alltägliches Leben erheblich beeinflußt hat.
Auch die auftretenden Personen sind unzweifelhaft Personal ungefähr aus der Entstehungszeit des Buches, 1973: die links-libertären Intellektuellen, die Popstars, die Fernseh- und Radiomoderatoren, die post-gaullistischen Politiker etwa. Häufig wird Bezug auf damals recht aktuelle politische Ereignisse genommen. Das nationale Trauma des Abstiegs Frankreichs als Kolonialmacht ist stark präsent: immerhin lag das Ende des Algerienkriegs erst gute zehn Jahre zurück.
Das bedeutet, daß die Prophetie Raspails für heutige Leser einem gewissen Verfremdungseffekt unterliegt. Ähnlich erinnert die Atmosphäre in Orwells „1984″ eher an die Nachkriegszeit der Vierziger und das totalitäre Jahrzehnt der Dreißiger Jahre. Oft meint man, die Gesichter, Frisuren, Kleider, Autos und Schnurrbärte dieser Zeit vor sich zu sehen. Raspail hat seine Zeit „zur Kenntlichkeit entstellt“, mit einem makaber-grotesken Humor, voller Fantasie und Ironie. Manche Szenen aus dem geschilderten Humanitätskarneval wirken, als kämen sie direkt aus einem Fellini-Film. Der Humor hat mich teilweise an René Goscinny erinnert, freilich um einen ordentlichen Zacken böser und abgründiger.
Man erkennt dabei deutlich die Linien des Zerfalls, die von 1968 bis heute führen. Das Vokabular hat sich geändert, aber bestimmte Mentalitäten und Ideen sind gleich geblieben. In meiner Neubearbeitung habe ich die Sprache der Protagonisten stellenweise vorsichtig der heutigen angeglichen. Die „bien-pensants“, gegen die schon ein Bernanos in den Dreißiger Jahren polemisierte, sind im wesentlichen die „politisch Korrekten“ von heute, und als solche habe ich sie bezeichnet, wenn es paßte. Die „belles consciences“ (die „schönen“ bzw. „guten Gewissen“) bei Raspail firmieren in meiner Fassung als „Gutmenschen“ oder „Moralapostel“.
Ingesamt fällt auf, daß sich selbst die übelsten Demagogen bei Raspail immer noch schöner, gewählter und auch pathetischer ausdrücken als ihre heutigen Pendants; die Infantilisierung und Vulgarisierung der heutigen politischen Sprache konnte nicht einmal er sich vorstellen. Wobei ich nicht beurteilen kann, ob die Lage in Frankreich heute ebenso schlimm ist wie im „bunten“ Deutschland.
Raspail schildert eine kindisch, leichtfertig und sentimental gewordene „Spaßgesellschaft“, die nicht mehr fähig ist, den „Ernstfall“ zu denken und dadurch ihr Ende besiegelt. Sie ist aber auch zerfressen von Sinnentleerung, Müdigkeit, Neurosen und Selbsthaß. Wie Günter Maschke 1997 in einem Interview sagte: “Die Genußsucht wird mit Zerknirschung bezahlt“. Vor allem aber sieht der Autor in ihr eine dekadente Form der Religiosität am Werk, die sich selbst nicht als solche erkennt.
Das ist ein ganz wichtiger Punkt. Man kann den Wahnsinn, der den Westen etwa in Form von Multikulturalismus, „Gender“-, und Selbstabschaffungspolitik befallen hat, nur dann verstehen, wenn man ihn als pseudoreligiöses Phänomen begreift – ein Grund, weshalb rationale Argumente dagegen ohnmächtig sind. Raspail lokalisiert an der Wurzel dieser Entwicklung eine Mischung aus Ressentiment, Regression und einem säkularisierten, utopischen Messianismus.
Dieser Gedanke hat mein eigenes Buch „Kann nur ein Gott uns retten?“ enorm beeinflußt.
Besonders böse zeichnet Raspail die Rolle der Kirchen. Sowohl die katholische als auch die evangelische Kirche bilden in seinem Buch die Speerspitzen linksradikaler Zersetzung und westlicher Selbstaufgabe. Raspail schrieb unter dem unmittelbaren Eindruck des Zweiten Vatikanischen Konzils; in der später revidierten Erstausgabe des Romans ist sogar von einem fiktiven dritten Konzil die Rede, das den Linksruck der Kirchen vollendet hat. Der vorkonziliare Katholik Raspail sieht darin unmißverständlich eine antichristliche Tendenz, im weiteren ebenso wie im engeren, eschatologischen Sinn.
Einer der eindrucksvollsten Aspekte des Romans ist die Darstellung der zerrüttenden Wirkung der Massenkultur und der totalen Gehirnwäsche und Gefühlsmanipulation, zu der sie imstande ist. Die Masse und ihre auflösende, alle Kultur und Vernunft zerstörende Macht ist überhaupt ein zentrales Thema in „Heerlager der Heiligen“; ja, man möchte fast glauben, daß Raspail Canettis „Masse und Macht“ gründlich studiert hat.
So erscheint auch nicht die Einwanderung als Problem per se: die große, stetig wachsende Zahl der Einwanderer es, die eine überbeanspruchte Zivilisation zum Kollaps bringt. Allerdings kommt die ungleich größere Gefahr durch die Verwesung von innen, und das zeigt der Autor ganz unmißverständlich und mit historischem Weitblick drastisch auf.
Wenn wir schon bei Querveweisen sind: natürlich gibt es auch starke, zum Teil verblüffende Bezüge zwischen dem „Heerlager der Heiligen“ und Michel Houellebecqs aktuellen Roman „Unterwerfung“. Thorsten Hinz bemerkte in derJungen Freiheit zu Recht, daß man die Romane Raspails und Houellebecqs „komplementär“ lesen müsse, um die Krise der heutigen Zeit zu verstehen.
Beide haben die fortschreitende Krankheit Europas am klarsten erkannt und am gründlichsten beschrieben – jeder auf seine Weise. Man muß sie als Komplementär-Autoren lesen und verstehen. (…)Übrigens hat sich Raspail in einem Interview sehr positiv über Houellebecq geäußert:
Houellebecqs Modell wird deshalb erst durch die Komplementär-Lektüre Jean Raspails vollständig. Im „Heerlager“ bildet eine Hungersnot in Indien den Auftakt für den Marsch der Millionen nach Europa. Die Heerscharen, die in Südfrankreich an Land gehen, sind religiös und politisch leidenschaftslos. Sie treibt die Hoffnung auf ein besseres Leben. Die vom Humanitarismus ergriffenen Europäer verfügen über keine moralische Widerstandslinie, an der sie sich der Menschenlawine entgegenstellen könnten, die schließlich alle und alles unter sich begräbt. Bei Houellebecq ist es das geistig-moralische Vakuum des modernen Europa, das die Eroberer ansaugt. Bei Raspail offenbart der äußere Druck die innere Schwäche des alten Kontinents.
Die französische Zivilisation muß durch die Literatur vermittelt werden. Die Massenmedien können das nicht leisten. Ich glaube in dieser Hinsicht an die Bedeutung des Romans. Abhandlungen zu allen möglichen Themen werden andauernd geschrieben. Kein Politiker, der nicht Tinte pinkelt.Die romanhafte Form aber ist eine Weise, die Dinge weniger didaktisch, dafür umso freier zur Sprache zu bringen. Die Gattung des Romans ist auch zum Zweck der Selbstbildung und der Unterhaltung geschaffen worden. Heute stehen Autoren wie François Taillandier oder Michel Houellebecq für diese Kraft des Romans. Sie hilft einem auch, über die Dinge zu sprechen, wenn man entmutigt ist.Nachlesen kann man dies in dem Kaplakenbändchen „Der letzte Franzose“, einer Sammlung von kleineren Texten, die einen guten Einblick in die Werkstatt des Meisters bieten. Der Band enthält auch den fulminanten Essay „Big Other“, den Raspail 2011 anläßlich der französischen Neuauflage des „Heerlagers“ schrieb - die übrigens ein vieldiskutierter Bestseller war. [Ich habe den Text von Karlheinz Weissmann unten eingefügt.] Hoffen wir, daß das Buch in Deutschland auch zum Roman unserer Zeit und unserer Katastrophe wird. Das Heerlager der Heiligen in meiner Neuübersetzung:Hier vorbestellen!
Martin Lichtmesz: Das Heerlager der Heiligen: Teil 1/2 (sezession.de)
Martin Lichtmesz: Das Heerlager der Heiligen: Teil 2/2 (sezession.de)
Quelle: Martin Lichtmesz: Das Heerlager der Heiligen (Werkstatt 2) (sezession.de)
Karlheinz Weissmann: Heerlager der Heiligen - Den letzten Ausweg suchen
„Heerlager der Heiligen“: Fast vierzig Jahre nach Erscheinen debattiert Frankreich über ein visionäres Buch.
Dieser Tage hat die Neuausgabe des französischen Originals von Jean Raspails Buch „Das Heerlager der Heiligen“ für einiges Aufsehen gesorgt. Ursache sind die Ereignisse in Nordafrika, das Bersten des Cordon sanitaire [europäischen Schutzwalls] an der Flanke Europas, der Ansturm der Flüchtlinge auf Lampedusa. Der Verfasser selbst hat diesen aktuellen Bezug betont, mit einem neuen Vorwort, in dem es um „Big Other“ geht, eine deutliche Anspielung auf Orwells Big Brother.
Aber gemeint ist hier nicht ein tyrannischer Einzelner mit allmächtigem Apparat, der Gedanken und Äußerungen kontrolliert, sondern die eher diffuse, gleichwohl wirksame Macht der Meinungseliten, die in Medien und Politik, unter Kirchenmännern und Wirtschaftsführern, in Parteien und Gewerkschaften, Sorge tragen für das, was Raspail die „Sakralisierung [Vergöttlichung, Vergötterung] des Fremden“, vielleicht sollte man sagen: die „Vergötzung des Fremden“, nennt.
Jenes Ideologem, das uns unfähig macht, der Bedrohung entgegenzutreten, eigentlich die Bedrohung überhaupt als solche zu verstehen. Die Neigung, das zum Maßstab zu machen, was unserer kulturellen Überlieferung widerspricht, führt Raspail auf die masochistischen Neigungen der europäischen Intelligenz, die demoralisierende Wirkung des postkolonialen Diskurses und auf eine Perversion der christlichen Nächstenliebe zurück.
Diesen Zusammenhang stellt auch sein Roman ins Zentrum. Dessen eigentümlicher Titel geht zurück auf eine Stelle im Kapitel 20 der Offenbarung des Johannes, wo es über das Ende der Zeit heißt, daß da die Völker Gog und Magog von den Enden der Erde herbeikommen, „deren Zahl ist wie der Sand am Meer. Und sie stiegen herauf auf die Ebenen der Erde und umringten das Heerlager der Heiligen und die geliebte Stadt.“ Zwar hat Raspail seit dem ersten Erscheinen seines Buches fast neunzig Prozesse führen müssen, aber bemerkenswerterweise ist bisher nicht zum Skandal gemacht worden, daß das Abendland hier mit der Gottesstadt gleichgesetzt und im übrigen deren Rettung durch Himmelsfeuer angekündigt wird.
Man kann diese Lücke in der Argumentation seiner Gegner unschwer mit der fortschreitenden Säkularisierung erklären, die Raspail ebenso suspekt ist wie fast alle anderen Erscheinungen der Moderne. Er hat sich verschiedentlich als Mann der Rechten und als Royalist bezeichnet, aber diese Bekenntnisse haben bei ihm einen Zug ins Prinzipielle und sind nicht als Parteinahme im unmittelbaren Sinn zu verstehen. Das Königtum und der Glaube sind für ihn „edle“ Ideen, ein notwendiges Antidot [Gegenmittel, Gegengift?], um sich in der miserablen Gegenwart seelisch gesund zu erhalten. Im übrigen will Raspail sein schriftstellerisches Werk ausdrücklich nicht als Mittel des politischen Engagements verstanden wissen.
Als „Le Camp des Saints“ [Das Heerlager der Heiligen] zuerst 1973 veröffentlicht wurde, stand Raspail schon am Ende seines fünften Lebensjahrzehnts. Seine Bücher hatten bis dahin nur begrenzten Erfolg. Immerhin besaß er einen Namen als Expeditionsleiter in entlegene Regionen und als Reiseschriftsteller. Der Arktis und den fremden Kulturen Amerikas und der Karibik galt immer seine Liebe. Ein Buch über den Untergang der Feuerlandindianer gehört zu den wenigen, die auch ins Deutsche übersetzt wurden.
Überraschend war an der Veröffentlichung des „Heerlagers“, daß Raspail hier – wenngleich in einer Parabel – auch die europäische als eine bedrohte Welt behandelte. Denn es geht um die Invasion asiatischer Massen, die den alten Kontinent überfluten, dessen Völker ausgedünnt und demoralisiert, von ihren Führern im Stich gelassen werden.
Die Intelligenz hat alle Tradition zersetzt und die Auffassung etabliert, daß Selbstbehauptung unmoralisch ist, die Geistlichen glauben längst nicht mehr an die Wahrheit der alten Lehre und predigen Indifferenz [Vielfalt?] oder eine als Nächstenliebe getarnte Sentimentalität, die Wirtschaft ist allein auf Gewinnmaximierung aus und schert sich nicht um das Gemeinwohl. Die Politiker sind korrupt, und den Soldaten hat man alle Möglichkeiten genommen, auf ihren Dienst stolz zu sein und ihr Leben für die Nation zu wagen. Längst sind die Vorhuten der Invasoren im Land, haben Brückenköpfe errichtet und Verbündete gesucht und gefunden und den Tag vorbereitet, an dem Europa untergehen soll.
Dazu kommt es, weil die Auswirkungen der großen Wanderung nur allmählich sichtbar werden. Es handelt sich eben nicht um bewaffnete Invasoren, sondern um die Verdammten dieser Erde, deren schiere Zahl und deren Elend überwältigend wirkt, weil es Gefühle des Mitleids weckt, die den Widerstand erschweren. Schließlich kommen alle Abwehrversuche zu spät, Südfrankreich wird vor den Massen der Eindringlinge geräumt, und man kann sich unschwer ausmalen, was in der Folgezeit geschieht. „Das Heerlager der Heiligen“ war ein außerordentlicher Erfolg, bis heute sind mehr als eine Million Exemplare verkauft. Das ist um so erstaunlicher, als der Band nur von den Blättern der Rechten positiv besprochen, von den bürgerlichen verhalten kommentierend, von denen der Linken aber gar nicht zur Kenntnis genommen wurde.
Freilich gab es massive Attacken auf Raspail; die tonangebenden Kreise der Französischen Republik (allen voran der einflußreiche Max Gallo [französischer Schriftsteller, Historiker, Politiker, Sozialist]) sahen in ihm selbstverständlich einen „Reaktionär“ und „Rassisten“. Allerdings bot sein rasch wachsendes literarisches Renommee – Raspail erhielt 1981 den Romanpreis der Académie Française – und die Tatsache, daß das „Heerlager“ erschienen war, bevor die Menge der Antidiskriminierungsgesetze erlassen wurde, auch einen Schutz: eine rückwirkende Sanktionierung ist nicht möglich, am Wortlaut mußte bis heute kein Buchstabe verändert werden.
Selbstverständlich weiß Raspail, daß ihm die Entwicklung recht gibt. Er selbst sah sich schon 2005 durch die Aufstände in den Banlieues zu einer entsprechenden Stellungnahme veranlaßt. In einem langen Leserbrief an den Figaro äußerte er damals seine Verwunderung darüber, daß noch jemand verwundert sei: über die Eskalation des Prozesses, das Phlegma der Europäer und die Unfähigkeit ihrer Eliten.
Hoffnung auf einen Wandel zum Besseren habe er aber nicht mehr, schrieb er, und er wolle auch nicht mehr zur Feder greifen, um literarisch eine Alternative zu gestalten. Immerhin deutete er an, wie so etwas aussehen könnte. Es müsse, so Raspail, in Zukunft ein junger Autor den Mut finden, die ungeschehene Geschichte jener Reconquista zu schreiben, zu der die resteuropäische Bevölkerung irgendwann in den kommenden Jahrhunderten antrete.
Auch wenn Raspail das Buch über die Rückeroberung nicht schreiben will, ist seine Entschlossenheit geblieben, gegen die große Lüge zu kämpfen. Darunter versteht er nicht nur jenes lähmende Wertesystem, das die Geistesfreiheit tötet und die Selbstverteidigung unmöglich macht, sondern auch die strukturelle Verlogenheit der tonangebenden Kreise wie der vielen, die zwar nach außen politisch korrekt, aber unter vier Augen ganz anders reden.
Zudem nimmt er einen gewissen Stimmungswandel wahr, angesichts der unbestreitbaren Tatsache, daß bis 2050 der Prozeß, dessen Anfang er im „Heerlager“ beschrieben hat, an sein Ende kommen wird, die „Mestizisierung“ [Ausrottung] der „weißen Völker“ Europas, das Ende ihrer ethnischen Identität und ihrer in zweitausend Jahren geschaffenen Kultur, zum letzten, daß er als alter Mann nichts mehr zu fürchten hat und jene Wahrheiten aussprechen darf, die sonst einer Verschwörung des Schweigens zum Opfer fallen.
Als seinen Leitspruch hat Raspail einmal formuliert: „Wenn man für eine (fast) verlorene Sache steht, dann muß man ins Horn stoßen, sich auf sein Pferd schwingen und den letzten Ausweg suchen, denn sonst stirbt man an jämmerlicher Altersschwäche auf dem Boden einer vergessenen Festung, die niemand mehr belagert, weil das Leben sie verlassen hat.“
Mehr über Jean Raspail lesen Sie unter www.jungefreiheit.de
Das Buch: wieder lieferbar[?]
Der Zustrom von Flüchtlingen aus Afrika in Richtung Europa hat offenbar wieder ein verstärktes Interesse an Raspails fast vier Jahrzehnte altem Roman geweckt. Jedenfalls war das „Heerlager der Heiligen“, dessen deutsche Übersetzung (erstmals 1985) im Hohenrain-Verlag erschienen ist, für einige Zeit ausverkauft.
Nachdem im Laufe eines Jahres verschiedene Zeitungen, darunter die JUNGE FREIHEIT und die Frankfurter Allgemeine Zeitung, das Buch erwähnt hatten, war die Nachfrage „sehr deutlich bemerkbar“ in die Höhe geschnellt, teilte Claude Michel, Produktionsleiter bei Hohenrain, einem Tochterunternehmen des Tübinger Grabert Verlags, auf Anfrage dieser Zeitung mit. Nun ist der Roman wieder lieferbar; der Neudruck enthält allerdings nicht das aktuelle Vorwort, welches Raspail jetzt unter dem Titel „Big Other“ der französischen Neuauflage vorangestellt hat. Ob eine deutsche Übersetzung erscheinen wird, ließ Michel offen.
Das „Heerlager der Heiligen“ kann im JF-Buchdienst bestellt werden.
Jean Raspail: Das Heerlager der Heiligen. Eine Vision. Hohenrain Verlag, Tübingen 1985, brosch., 272 Seiten, 17,80 Euro
Der Inhalt: Europa hat kapituliert
Hungernde Inder haben eine Flotte maroder alter Schiffe geentert, um in der westlichen Wohlstandshemisphäre der Not ihrer Heimat zu entgehen.
Mit Absicht hat Jean Raspail die in seinem visionären Roman nach Europa strömenden Massen nicht vom anderen Ufer des Mittelmeeres, sondern vom Ganges aufbrechen lassen. Damit wollte er die virulente europäische Debatte um Rassismus und Antirassismus umgehen, auf die er sich sonst hätte einlassen müssen.
Nach einer vierzigtägigen Passage – und nachdem sich Staaten wie etwa Südafrika einer Anlandung recht robust widersetzen – steuert die „Armada der letzten Chance“ auf die französische Mittelmeerküste zu. Ihr Herannahen hat unter der Bevölkerung Südfrankreichs eine Panik ausgelöst: Die Menschen verlassen ihren Besitz und setzen sich gen Norden ab. Zum Schutz entsendet der Präsident die Armee in die entvölkerten Gebiete, doch ein großer Teil der mobilisierten Soldaten desertiert.
Nur zögerlich erteilt der Oberbefehlshaber der Grande Nation schließlich einem Kavallerie-Oberst den Befehl, sich der knapp eine Million zählenden Eindringlinge auch mit militärischen Mitteln zu erwehren, während eben noch in den Oberschulen des Landes eine Aussprache über Rassismus stattfand. Doch in Raspails bisweilen grotesk dargestellter Apokalypse sind die glühendsten Verfechter des Multikulturalismus auch die ersten Opfer des Ansturms der Armada.
„Sie nennen es Nächstenliebe, Solidarität, Weltgewissen, aber wenn ich Sie anschaue, sehe ich in jedem von Ihnen nur Selbstverachtung und Verachtung dessen, was Sie vertreten“, wird einigen Vertretern der gutmenschlichen Intelligenz entgegengeschleudert. Sie repräsentieren das kapitulierende Europa, in dem der Papst den Besitz der Kirche für humanitäre Zwecke veräußerte und in dessen Metropolen man der islamischen Gemeinde Kirchen schenkte.
Quelle: Karlheinz Weissmann: Heerlager der Heiligen - Den letzten Ausweg suchen
Siehe auch:
Michael Klonovsky: Windräder - Zerstörung wie durch Bombenterror
Prof. Soeren Kern: Großbritannien April 2015: Terroristen & Kinderprostitution
Gender-Beauftragte an Londoner Uni: “Tötet alle weißen Männer”
Heinz Buschkowsky: Muslimische Einwanderer sind Träger des Judenhasses
Erlebnisbericht von der ersten Pegida in Stuttgart
Björn Höcke (AfD): Deutsche dürfen stolz auf sich sein
Dirk Schümer: Europa muss eine Festung bleiben