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Frankreich: Gegner der Gender-Theorie stürmen Büchereien

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Ein Gender-Gespenst geht um in Frankreich: Katholische und muslimische Extremisten fordern die Reinigung der Kinderbibliotheken von Büchern, die ihren Vorstellungen von Moral nicht entsprechen.

Von Sascha Lehnartz

Eine der zahlreichen Gruppen, die in Frankreich gegen die Homoehe und die Familienpolitik der sozialistischen Regierung protestieren, sind die „Hommen“, eine Art männliche Anti-Femen, die mit nacktem Oberkörper protestieren.

Ein Gespenst geht um in Frankreich, und es heißt „Gender Theorie“. Seit Wochen und Monaten befeuert es die sexuellen Phantasien vor allem erz-konservativer katholischer und muslimischer Kreise sowie diverser reaktionärer und rechtsextremer Grüppchen. Getroffen haben sie sich bereits im Protest gegen die gleichgeschlechtliche Ehe, die „Mariage pour tous“ (Ehe für alle).

Wieder gefunden haben sie sich jüngst in der Protestbewegung gegen die Reform der Familiengesetzgebung – in der auch die Frage der künstlichen Befruchtung und der Leihmutterschaft behandelt werden sollte, bevor die sozialistische Regierung die geplante Reform am Montag vor einer Woche einigermaßen überraschend auf den Sankt Nimmerleinstag verschobt.

Ein weiteres aktuelles ideologisches Schlachtfeld ist die republikanische Schule, deren Schulbücher nach Ansicht der Verfechter traditioneller Geschlechter- und Familienbilder durchsetzt seien mit dem Ungeist einer Theorie, die das Geschlecht nicht in erster Linie als biologisch determiniert, sondern als sozial konstruiert betrachte.

Schuleschwänzen aus Protest

Um diesen – angeblich gefährlichen und Kinder verwirrenden – Umtrieben Einhalt zu gebieten, haben die Gegner aus dem Umfeld der rechtsextremen Bewegung „Printemps français“ (Französischer Frühling) vor einigen Wochen bereits damit gedroht, ihre Kinder aus Protest mindestens einmal im Monat zum Schulschwänzen zu animieren.

Der Bildungsminister Vincent Peillon hatte Mühe zu beteuern, dass in den Schulbüchern keineswegs die extremst-konstruktivistische Version der Gender Theorie gelehrt werde und man kleine Jungs auch nicht dazu ermutigen wolle, zur Abwechslung einmal Mädchen oder vielleicht „Transgender“ zu werden, sondern dass es in der inkriminierten Fibel „ABCD Égalité“ lediglich darum gehe, Jungen und Mädchen zur Gleichberechtigung zu erziehen.

Anstößige Lehrmittel

Die Vertreter der Protestbewegung „Journée de retrait de l'école“ (Tag des Rücktritts von der Schule), darunter die Aktivistin Farida Belghoul und der rechtsextreme Essayist Alain Soral, spiritus rector des antisemitischen Komikers Dieudonné, waren gleichwohl nicht recht zu besänftigen. Weiterhin empfehlen sie Eltern, Kinder einmal im Monat aus Protest gegen das Egalitäts-ABC einen Tag aus der Schule zu nehmen.

Offenbar hat die Bewegung nun neben dem beanstandeten Schulbuch weitere Lehrmittel entdeckt, die ihren Anstandsvorstellungen nicht entsprechen. Die französische Kulturministerin Aurélie Filippetti beklagte am Montag, dass „extremistische Bewegungen“ etwa dreißig öffentliche Bibliotheken in ganz Frankreich „unter Druck setzen“ würden und verlangten, Bücher aus den Lesesälen zu verbannen, welche „gegen die Moral verstoßen“, die jene Gruppen behaupten zu verkörpern.

Ideologische Putzgruppe

„Fast dreißig öffentliche Bibliotheken sind in den vergangenen Tagen dem wachsenden Druck von Vereinigungen ausgesetzt gewesen, die von extremistischen Grüppchen im Internet gebildet worden sind, und die zum Kampf aufrufen, gegen das, was sie 'ideologische Bibliotheken' nennen“, teilte die Ministerin mit. Es seien die selben Gruppen, die bereits gegen die Homo-Ehe und den angeblichen Einsatz von „Gender-Theorie“ in Schulbüchern protestierten, erläuterte ein Mitarbeiter der Ministerin. Die Aktivisten stammten aus dem Umfeld des „Printemps Français“.

Aurélie Filipetti zufolge gehen die Aktivisten dieser ideologischen Putzgruppe persönlich in öffentliche Bibliotheken und verlangen dort vom Personal sich für die Bücher-Akquise zu rechtfertigen, falls sie in den Regalen verdächtiges Material entdecken. „Sie durchsuchen die Abteilungen mit einer besonderen Obsession für die Kinder- und Jugendbuch-Sektion und fordern sämtliche Bücher zu entfernen, das nicht ihren Moralvorstellungen entsprechen.“

Zu viel Judith Butler in den Kinderbüchern?

„Es ist Zeit, an Voltaire zu erinnern und den Geist der Aufklärung, um derartige skandalöse Angriffe auf die Demokratie und die Freiheit zu verurteilen“, erklärte die Ministerin in einer Pressemitteilung, in der sie dem Personal der betroffenen Bibliotheken sowie den lokalen Abgeordneten, die sich derartigen „Aggressionen in unserem Land“ ausgesetzt sähen, „ihre vollste Unterstützung“ zusichert.

Zu Protestaktionen gegen den angeblichen Überfluss an Gender Theorie in den Bibliotheksregalen kam es laut Angaben eines Mitarbeiters des Ministeriums in zahlreichen Städten, und das nicht allein in der tiefsten Provinz: Lyon, Strasbourg, Nantes, Toulon, Tours, Clermont-Ferrand, Rennes, Cherbourg und Saint-Etienne seien ebenso betroffen gewesen wie Pariser Vororte wie Versailles, Boulogne-Bilancourt, St-Germain en Laye oder Neuilly sur Seine. Und auch in Lamballe, Dole, Le Chesnay, Massy, Andernos-les-Bains, Merignac, Chatelnaudarym, Quimperlé, Riom und Viroflay regte sich der Protest gegen zu viel Judith Butler im Regal. [1]
[1] Judith Butlerist eine amerikanische Feministin, Philologin (Sprach- und Literaturwissenschaftlerin) und Philosophien. Mit ihrer Schrift „Das Unbehagen der Geschlechter“ stieß sie 1990 die Diskussionen um die „Queer-Theorie“ (Gender-Mainstream) an. Die Queer-Theorie geht davon aus, dass die geschlechtliche und die sexuelle Identität nicht „naturgegeben“ sind, sondern erst in sozialen und kulturellen Prozessen (also durch Erziehung) konstruiert werden.
Die Anmerkungen in eckigen Klammern sind vom Admin.

Quelle: Frankreich: Gegner der Gender-Theorie stürmen Büchereien

Pfalli schreibt:

Wenn ich mir die Liste der Städte mit Protestaktionen so ansehe, frage ich mich ob das alles wirklich nur extreme Grüppchen sein sollen oder nicht vielmehr auch erhebliche Teile aus der Mitte der Gesellschaft!?

Spaule antwortet Pfalli:

Kundgebeungen mit fünf- oder sechsstelligen Teilnehmerzahlen würde ich nicht „Grüppchen“ nennen. Das schaffen hierzulande nicht mal die Linksextremisten.

Juliane schreibt:

Unglaublich wie Sie die Wahrheit verdrehen. Das Buch um das es in erster Linie geht heißt „Tous à poil“ (Alle nackt) und soll als Lehrmaterial für Erst bzw. Zweitklässler dienen. Dagegen erhob sich ein Sturm der Entrüstung angefangen bei Jean-François Copé den Oppositionsführer der UMP im französischen Parlament. Ihre ständige Reduzierung der Proteste auf Extremisten ist so lächerlich, wenn man bedenkt, dass erst vor zwei Wochen 1 Million Franzosen gegen den Genderwahnsinn der rot-grünen Regierung auf der Straße waren. Sie haben darüber jedoch keine Silbe verloren.

Opa schreibt:

“Katholische und muslimische Extremisten“: das sagt doch schon alles. Wer nicht mit dem Mainstream schwimmt ist entweder Extremist oder notfalls auch Terrorist. Schöne neue Welt mit fantastischen neu gelebten Werten wie Demokratie, Meinungsfreiheit usw..

Frieda Helmer schreibt:

Grüppchen? Gegen die sogenannte „gleichgeschlechtliche Ehe“ demonstrierten damals an einem einzigen Tag mehr als eine Million Menschen allein in Paris, während es auch in anderen Städten Frankreichs Proteste gab. Und von welchen Angriffen auf Demokratie und Freiheit spricht die Ministerin? Sie selbst leistet einen Angriff auf die Freiheit, indem sie es Andersdenkenden unmöglich machen will, ihre Ansichten zu äußern.

Gulliver schreibt:

Das Gender-Gespenst geht nicht nur in Frankreich um, sondern auch hierzulande. Und es ist kein Gespenst, sondern eine äußerst vehement vertretene Ideologie mit einem intoleranten Kern: bereits die individuelle Ablehnung einer homosexuellen, bzw. das individuelle Beharren auf einer heterosexuellen Lebensweise wird mittlerweile als „Homophobie“ gebranntmarkt, nach dem altbekannten Motto „wer nicht für mich ist, ist gegen mich“.

Leider wird der gesellschaftliche Diskurs über diese Ideologie auf beiden Seiten zunehmend von Radikalen geführt: von intoleranten bis heterophoben Homosexuellen auf der einen, von radikalkonservativen Ewiggestrigen auf der anderen. Die wenigsten Heterosexuellen wollen in Westeuropa Homosexuellen ihre Lebensweise verbieten. Genauso wenig möchten sie sich aber für ihre Ablehnung homosexueller Lebensweisen als „homophob“ beschimpfen lassen.

Und sie wollen sich, verständlicherweise, nicht vorschreiben lassen, wie ihren Kindern das Thema Homosexualität zu vermitteln ist. Denn hier wird massiv in das, bis zur Geschlechtsreife des Kindes von den Eltern als Teil der elterlichen Sorge wahrgenommene, Recht auf sexuelle Selbstbestimmung des Kindes eingegriffen, ebenso wie in das Erziehungsrecht der Eltern.

Siehe auch:
Auch Großbritannien gegen Personenfreizügigkeit
Eugen Sorg: Die Unreife der Intellektuellen
Akif Pirincci: An alle meine schwulen und lesbischen Freunde
Matthias Matussek: Ich bin homophob. Und das ist gut so
Markus Vahlefeld: Wo Natur auf einmal nicht mehr sein darf
UNO fordert von Kirche Anerkennung von Abtreibung
Michael Klonovsky: Der Bürgerkrieg gegen die Familien
Martin Lichtmesz: Sexpolitik gegen Rußland und den Vatikan
Axel B. C. Krauss: Schweizer Volksentscheid: Das sind ja alles Rechte!
Deutschland: 19,5 % der Bevölkerung sind Migranten

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